[infobrief] 16. Mai - Prozess im Amtsgericht Göttingen
LibaSoli Göttingen
libasoli.goettingen at emdash.org
Fre Mai 12 13:22:29 CEST 2006
Preisträger fühlt sich beleidigt!?
Der Leiter der Göttinger Ausländerbehörde wurde im August 2006 mit dem
"Blutigen Füller - der Auszeichnung für Schreibtischtäter" geehrt.
Preisträger Fraatz wies die Auszeichnung zurück und erstattete stattdessen
Strafanzeige gegen das Komittee der Preisverleihung.
Am Dienstag, 16. Mai, kommt es um 9 Uhr im Amtsgericht Göttingen zum Prozess.
Was war gesehen?
Am 19. August 2004 wurde der Leiter der Ausländerbehörde des Landkreises
Göttingen von 20 bis 30 Menschen in seinem Büro besucht. Nach einer kurzen
Preisrede wurde ihm der "Blutige Füller" als Auszeichnung überreicht.
"Mit der Übergabe des "Blutigen Füllers" wollen wir auf die unmenschliche
Abschiebepraxis der für die Belange von ausländischen Mitbürgerinnen und
Mitbürgern zuständigen Behörde aufmerksam machen und die verantwortlichen
Schreibtischtäter, wie Herrn Fraatz, für ihre willkürlichen Entscheidungen
über das Leben anderer Menschen aufs schärfste kritisieren."
So die Preis-Jury in ihrer Erklärung. Konkreter Anlass für die Aktion war der
erste Versuch wenige Tage zuvor Ahmed Saado aus Ossenfeld abzuschieben.
Aus dem Text:
"Der Abschiebeversuch:
Am Dienstag, dem 10. August 2004, um 7.00 Uhr früh, versuchten Beamte der
Bezirksregierung und Göttinger Polizisten den Vater der neunköpfigen Familie
Saado in die Türkei abzuschieben. Die Familie lebt seit 16 Jahren im
Landkreis Göttingen. In den letzten Monaten hatte sich der Druck von Seiten
der Ausländerbehörde Göttingen erhöht: Alle Angehörigen bekamen Duldungen,
ihre Aufenthaltsbefugnisse wurden ihnen entzogen und ihr arabischer Name
wurde in einen türkischen umgeändert: Ihre Abschiebung in die Türkei - für
sie alle ein fremdes Land - wurde vorbereitet.
Überfallartig und unangekündigt kamen die Beamten am Tag der Abschiebung.
Eineinhalb Stunden dauerte die Polizeiaktion vor dem Haus der Familie. Erst
als 15 Polizeibeamte zur Verstärkung gerufen worden waren, gelang es, den
kranken Ahmed Saado in Handschellen gegen den Widerstand der übrigen
Familienmitglieder abzuführen. Es kam zu Rangeleien und zu Beschimpfungen
durch die Beamten. Während der Polizeiaktion brach die Mutter zusammen und
wurde von einem herbeigerufenen Krankenwagen ins Krankenhaus gebracht. Die
Abschiebung scheiterte, nachdem Ahmed Saado im Flughafen Hannover zusammen
brach. Erst mehrere Tage später wurde er wieder nach Hause entlassen. Der
zuständige Mitarbeiter der Ausländerbehörde, Manfred Fraatz, kündigte an,
die Abschiebung in den nächsten Wochen zu wiederholen."
Ein Jahr später wurde Ahmed Saado nach wochenlangen Protesten und trotz der
Solidsarität hunderter GöttingerInnen abgeschoben, obwohl sein Verfahren
nicht abgeschlossen war und mehrere Ärzte sich gegen die Abschiebung
ausgesprochen hatten.
Die Chronologie der Abschiebung Saados:
http://www.abschiebemaschinerie-stoppen.de/libasoli/saado.htm
Fraatz stellte gegen mehrere Personen Strafanzeige wegen des Besuchs in seinem
Büro. Bis auf eines sind mittlerweile alle eingestellt worden - dieses
Verfahren wird am Dienstag um 9 Uhr im Göttinger Amtsgericht öffentlich
verhandelt.
Bericht und Bilder von der Preisverleihung:
http://de.indymedia.org/2004/08/89788.shtml
Ein weiterer Text:
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Preisträger fühlt sich beleidigt
Über Manfred Fraatz' verdrehte Weltsicht
Manfred Fraatz, Mitarbeiter der Ausländerbehörde des Landkreises Göttingen
und Preisträger des "Blutigen Füllers 2004", steht am Dienstag vor Gericht.
Die Preisverleihung am 19. August 2004 hat ihn offenkundig stark
mitgenommen. Nicht etwa, weil er sich mit seinem Preis "Schreibtischtäter
des Jahres" kritisch auseinandergesetzt hat. Vielmehr will er am kommenden
Dienstag in einem Verfahren bezeugen, dass bei der Preisverleihung
Beleidigungen gefallen seien, die nicht durch die Meinungsfreiheit gedeckt
sind.
Dabei hätte Manfred Fraatz ausreichend Grund, sich mehr Gedanken über seine
Rolle als "Schreibtischtäter des Jahres" Gedanken zu machen. Den "Blutigen
Füller 2004" hat er erhalten, weil er aktiv die Abschiebung des
Familienvaters Ahmed Saado betrieben hat. Monatelang hat er die neunköpfige
Familie Saado massiv unter Druck gesetzt. Schließlich hat er mit einem
riesigen Polizeiaufgebot und gegen den Widerstand einer breiten
Öffentlichkeit die Abschiebung von Ahmed Saado durchgesetzt. Nach 19 Jahren
in Deutschland muss die Familie nun getrennt von ihrem akut Suizid
gefährdeten Vater leben.
Im Fall "Ahmed Saado" war Manfred Fraatz besonders ambitioniert, aber es
war kein Einzelfall. Wo er nur kann, nutzt er Spielräume im Ausländerrecht
- und zwar zuungunsten von Flüchtlingen. So versucht er, Flüchtlingen aus
dem Libanon einen türkischen Namen anzudichten, um sie einfacher abschieben
zu können. Oder er verlängert gezielt Aufenthaltspapiere nicht und erreicht
damit, dass Flüchtlinge ihre Arbeitsgenehmigung und in der Folge ihren Job
verlieren.
Der vorauseilende Gehorsam von Manfred Fraatz wird am Dienstag vor Gericht
thematisiert. Es wird ihm nicht gelingen, durch haltlose Anschuldigen von
seinen "besonderen Verdiensten" für eine unmenschliche Abschiebepraxis
abzulenken.
Schreibtischtäter, nicht Flüchtlinge kriminalisieren!
Kommt zum Prozess am Dienstag, den 16. Mai 2006
9 Uhr, Amtsgericht Göttingen
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LibaSoli Goettingen
Kampagne gegen die Abschiebung
der libanesischen Bürgerkriegsflüchtlinge in die Türkei
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www.abschiebemaschinerie-stoppen.de/libasoli