[infobrief] verlängerte Pfingsten: Veranstaltungen am 6. und 7. Juni
ak asyl goettingen
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Son Jun 4 14:05:54 CEST 2006
Ein verlängertes Pfingstwochenende bietet sich in dieser Woche an:
*Näheres zu den Aktionstagen gegen das Abschiebelager Bramsche und die
Demonstration vom no-lager-netzwerk und dem Grundrechtekomittee Dienstag
6.6. um 17 Uhr am Nikolaiort in Osnabrück.
*Am Mittwoch laden der Theaterkeller und das antirassismusplenum zu einer
Veranstaltung ein: Im Theaterkeller lesen und diskutieren Raul Zelik
(Autor aus Berlin) und Ronald Schminke, IG Bau-Chef aus Göttingen. Im
Mittelpunkt stehen das Buch "Berliner Verhältnisse" von Raul Zelik und die
"Göttinger Zustände" wie sie von der IG Bau und polnischen Bauarbeitern
mit der Blockade der Knast-Baustelle vor einem Jahr angeprangert wurden:
Das Rote Sofa: "Neues von den Baustellen der Republik" beginnt am 7.6. um
20 Uhr (Ankündigung findet sich unten)
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>Aktionstage in Bramsche - Demonstration und Hearing am 6.6.
Auslagerung des Flüchtlingsschutzes
Europäische Lagerpolitik und konkrete aktuelle Lagerpolitik in
Bramsche-Hesepe
Dienstag, 6. Juni 06, 19 Uhr 30,
Achtung: der Ort wird noch bekannt gegeben!!
(spätestens auf der Demo am Dienstagnachmittag)
Hearing mit Wolf-Dieter Narr, Karl Kopp und BewohnerInnen des
Abschiebelagers Bramsche-Hesepe
"Das Lager ist die umzäunte Trostlosigkeit", so äußerte sich der
Politikwissenschaftler Wolf-Dieter Narr, nachdem er zwei Tage im März in
dem Flüchtlingslager in Bramsche-Hesepe verbrachte. In dem Hearing wird er
über die Erfahrungen dieser zwei Tage berichten, über die Gespräche mit
den BewohnerInnen, über die Atmosphäre und darüber, wie die Politik der
sog. "Freiwilligen Ausreise" zu analysieren ist.
Karl Kopp spricht von einer flüchtlingsfeindlichen Politik der
Innenminister der Europäischen Staaten. Bei den Verhandlungen um ein
gemeinsames Asylsystem gilt das Prinzip der Abschreckung: Hochrüstung an
den Außengrenzen, Entrechtung im Asylverfahren, Auslagerung des
Flüchtlingsschutzes. Während über gemeinsame Standards gestritten wird,
schaffen die Nationalstaaten bereits neue Fakten. In nahezu allen
Mitgliedsstaaten finden grundlegende Veränderungen des Asylrechts statt.
Der Grundtenor: schnellere Asylverfahren, mehr Lager, längere
Abschiebehaft, effizientere Abschiebungspraktiken, teilweiser oder
völliger Ausschluss von Sozialleistungen etc.
Flüchtlinge aus dem Abschiebelager werden berichten, wie die alltägliche
Praxis im Abschiebelager Bramsche aussieht.
Wolf-Dieter Narr ist Politikwissenschaftler an der Freien Universität
Berlin und Mitbegründer des Komitees für Grundrechte und Demokratie. Seine
Beobachtungen im Lager Bramsche sollen als Buch veröffentlicht werden.
Karl Kopp ist Sozialwissenschaftler und Europareferent im Frankfurter
Zentralbüro von Pro Asyl e.V. Er ist Mitglied in mehreren internationalen
Gremien auf NGO-Ebene.
Die Veranstaltung findet anlässlich der Aktionstage gegen das
Abschiebelager Bramsche-Hesepe vom 5. bis 7. Juni statt. In diesem Rahmen
wird es auch eine Demo gegen das Abschiebelager Bramsche-Hesepe am 6. Juni
stattfinden.
Die Demo beginnt um 16 Uhr mit einer einstündigen Speakers
Corner-Kundgebung auf dem Nikolaiort in Osnabrück.
Weitere Infos zu den Aktionstagen:
http://www.abschiebemaschinerie-stoppen.de/aktuell/
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>Das Rote Sofa: "Neues von den Baustellen der Republik"
Raul Zelik (Autor, Berlin) trifft Ronald Schminke (Vorsitzender des Bezirks
Niedersachsen Süd der IG Bau, Göttingen)
>Mittwoch, 7.6.06, 20h, T-Keller, Geismarlandstr. 19
Eine Veranstaltung des T-Kellers in Zusammenarbeit mit dem
Antirassismusplenum Göttingen
Im Wechsel werden Raul Zelik und Ronald Schminke aus dem Buch "Berliner
Verhältnisse" lesen und über die Verhältnisse auf Göttingens Baustellen
berichten.
Ein Gespenst geht um auf den Baustellen der Republik: "Outsourcing" ist das
neue Zauberwort, ohne das nahezu nichts mehr geht. Das Nachsehen haben
jene, die ohnehin ganz unten stehen: Illegale, die zur Schwarzarbeit
gezwungen sind und beim Preisdumping oftmals ohne Lohn ausgehen. So
geschehen auf der Baustelle der JVA in Rosdorf - aber nicht nur dort.
Während der Gewerkschafter Ronald Schminke von den Realitäten auf Göttinger
Baustellen berichtet, liest der Berliner Autor Raul Zelik aus seinem Buch
"Berliner Verhältnisse", das die Presse als "Glücksgriff" feiert. Enstanden
aus einem gemeinsamen Drehbuch von Raul Zelik und Detlev Buck wird hier
brilliant mit Kreuzberger Alternativen-Klisches gespielt ohne dabei die
Contenance zu verlieren. Mario, Single, Anfang 30, wird hart auf die Probe
gestellt als die wohnungslosen rumänischen Nachbarn, die vergeblich auf
ihre Schwarzlöhne vom Bau am Potsdamerplatz warten, unbegrenztes Asyl in
seiner WG in Anspruch nehmen. Gemensam mit seinen Mitbewohnern beschließt
er, die Löhne auf eigene Faust einzutreiben und zieht damit ein
ungewolltes, aber rentables Inkasso-Unternehmen auf. Alles gerät vollkommen
außer Kontrolle, als plötzlich sein Immobilienlöwen-Bruder und eine
attraktive neue Bekanntschaft mehr damit zu tun bekommen, als gut für diese
Mehrecksbeziehungen ist. Empörend hohe Schwarzmaktzahlen, skandalöse
Baubranchenmorde oder gelungene Abschiebungsrazzien treffen auf Bauarbeiter
mit Kunsthistoriker-Diplom, Anzugträger, Schwarzarbeiter, Asylbewerber,
Hippies, Kuba-Sympatisanten und einen Mann mit einem rosa Hasenkostüm. Und
wie Raul Zelik den Leser da in rasender Geschwindigkeit durch das Berlin
von heute führt, wie er sich auf den Baustellen und in ganz Berlin
herumjagt, Geschichten findet, Pointen, Witze, Grausamkeiten, wie er all
die Geschichten zu einer großen zusammenbindet, zu einem echten,
lesenswerten Roman von hier und heute, das ist großartig und sehr
lesenswert. Zeliks "Berliner Verhältnisse" verharmlosen nicht die Zustände,
stellen sie aber in Zusammenhänge, in denen solche "Verhältnisse"
gehandhabt werden wie der WG-Abwasch. Die Tragik ist groß, aber das
freudige Gebrüll beim letzten Teller, lässt nicht lange auf sich warten.
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