[infobrief] Veranstaltung mit Elias Bierdel: Der „Fall Cap Anamur“ - Kein Krieg gegen Flüchtlinge

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Mit Mai 2 11:30:28 CEST 2007



Veranstaltung mit Elias Bierdel:

Der „Fall Cap Anamur“ - Kein Krieg gegen Flüchtlinge


Wir möchten Sie auf die folgende Veranstaltung hinweisen. Mit der 
Veranstaltung setzten wir unsere Reihe zum 25jährigen Bestehen des Göttinger 
Arbeitskreis Asyl fort.  

Donnerstag, 3. Mai 2007
Beginn um 19.30 Uhr
Im Holbornschen Haus, Rote Str. 34, Göttingen

Im Juli 2004 rückte die europäische Politik der Abschottung und des Todes
gegenüber Flüchtlingen an Europas Außengrenzen unübersehbar in den Blick der
Öffentlichkeit. Das Schiff "Cap Anamur" der gleichnamigen deutschen
Hilfsorganisation forderte mit 37 schiffbrüchigen Flüchlingen an Bord die
Einreise in die EU. Mit Militärschiffen, Hubschraubern und Flugzeugen wurde
das Schiff am Einlaufen in die italienischen Hoheitsgewässer gehindert, für
eine lange Zeit der Ungewissheit wurde das Schiff zum „Lager auf dem Meer“.
Trotz aller Verbote ist das Schiff am 11. Juli in den italienischen Hafen
Empedocle eingelaufen – die Flüchtlinge kamen zunächst in ein Abschiebelager
und wurden ohne individuelle Prüfung quasi "exemplarisch" nach Nordafrika
abgeschoben. Der Kapitän des Schiffes und Teile der Besatzung wurden von
italienischen Behörden verhaftet. Seit Anfang des Jahres steht Elias Bierdel,
der damalige Vorsitzende der Organisation zusammen mit dem Kapitän der Cap
Anamur in Italien vor Gericht. Ihm wird „Unterstützung der illegalen
Einreise“ vorgeworfen.

Weitere Informationen www.elias-bierdel.de sowie
http://papiere-fuer-alle.org/noborder



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Dokumentiert:
Quelle: http://www.elias-bierdel.de/vorwort.php


Elias Bierdel: Kein Krieg gegen Flüchtlinge!

Die Abschottung der Wohlstandsfestung Europa hat seit 1992 bereits tausenden
Menschen das Leben gekostet – und täglich werden es mehr. Nur wenige Opfer
werden an den Stränden Spaniens oder Italiens angespült (und anonym
verscharrt) – die meisten verschwinden zwischen den Wellen, ungezählt und
ohne Namen.
Die zunehmend verzweifelten Versuche von Flüchtlingen, der
 Perspektivlosigkeit und dem Elend ihrer Herkunftsregionen zu entkommen, wird
 von den
Mitgliedsländern der EU mit einer Politik der Militarisierung der
Außengrenzen beantwortet: Satellitengestützte Aufklärung, Radarstellungen,
Flugzeuge und ganze Flotten von Kriegsschiffen, Küstenwacht-Kreuzern, sowie
diversen Zoll- und Polizeieinheiten ist mit dem Auftrag in Gang gesetzt, der
sogenannten "illegalen" Migration entgegenzutreten.
Seit August 2006 sind erstmals auch gesamteuropäische Verbände der neuen
EU-Grenzschutzbehörde "FRONTEX" im Einsatz. Der genaue Einsatzbefehl für
diese bewaffneten Einheiten wird geheim gehalten. Aber ihr politischer
Auftrag ist klar: "FRONTEX" soll potentielle Einwanderer schon vor dem
Erreichen der nationalen Hoheitsgewässer (oder: -gebiete) abfangen und "zur
Umkehr bewegen".
Wer nur einmal ein überfülltes Flüchtlingsboot gesehen hat, dem ist klar,
welche Dramatik hinter dieser scheinbar harmlosen Formulierung steckt:
Menschen, die nach hunderten (manchmal tausenden) Kilometern und vielen Tagen
(manchmal Wochen) auf See, am Ende ihrer physischen und psychischen
Möglichkeiten, das Ziel ihrer gefährlichen Reise fast erreicht haben – sie
sollen zur Umkehr "bewegt" werden?
Zwar wird bisher betont, daß die Bootsflüchtlinge keineswegs mit
(Waffen-)Gewalt zur Aufgabe gezwungen werden sollen. Vielmehr versuche man,
die Migranten "durch Überredung" (laut FAZ) zu überzeugen, die Rückfahrt in
ihre Herkunftsländer anzutreten. Doch der Verdacht liegt nahe, daß es bei der
Begegnung zwischen hochgerüsteten EU-Grenzschutzeinheiten und den
jämmerlichen Flüchtlingsbooten auf hoher See (außerhalb der Wahrnehmung der
europäischen Öffentlichkeit) durchaus nicht immer friedlich zugeht.
Vielmehr deutet alles daraufhin, daß vor den Toren der Festung Europa in
unserem Namen ein nicht-erklärter, geheimer Krieg begonnen hat: Der Krieg
gegen Flüchtlinge.
Elias Bierdel, August 2006


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Donnerstag, 17.5.2007

>Veranstaltung: Der Diskurs um so genannte "Zwangsprostitution" und seine
>migrationspolitischen Folgen

Beginn um 19.30 Uhr
Im Apex,
Burgstr., Göttingen

Dorothea Lindenberg wird den Diskurs um so genannte "Zwangsprostitution" aus
feministischer und antirassistischer Sicht hinterfragen und über die
Situation von Migrantinnen in der Prostitution berichten, die (aus Sicht von
Prostituiertenberatungsstellen und Hurenorganisationen) in erster Linie von
aufenthalts -und arbeitsrechtlichen Restriktionen bestimmt wird.

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