[oberlist] AT* evnt/expo: „State of Transit" | 19 April, 19.00 Uhr

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Sun Apr 8 18:50:16 CEST 2012



---------------------------- Original Message ----------------------------
Subject: Einladung zur Ausstellung „State of Transit" | 19 April, 19.00 Uhr
From:    "Open Space" <office at openspace-zkp.org>
Date:    Sun, April 8, 2012 12:20 am
To:      undisclosed-recipients:;
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*° State of Transit* | 20 April - 21 Mai, 2012



Eröffnung: *19 April*, 19:00 Uhr



Projektkuratorinnen: Frida Carazzato & Maria Garzia



Teilnehmende KünstlerInnen:



/barbaragurrieri/group

Taysir Batniji

Esra Ersen

Mario Rizzi

Zineb Sedira



Das Mittelmeergebiet bildete in der Vergangenheit den Schauplatz blühender
Kulturen, die sich dank der wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen
Beziehungen zwischen den an seinen Rändern lebenden Völkern entwickelten.
Wie letzthin verschiedene KuratorInnen- und KünstlerInnenprojekte betonten,
ist der vom Mittelmeer viel mehr als ein geografischer Terminus. Die
Bewegungen des Kapitals ebenso wie die der Menschen, die Ideen, die diese
mit sich bringen, die Geschichten jedes Einzelnen und die unvermeidlichen
der unvermeidliche Aufwand und Möglichkeiten, die diese Bewegungen
verursachen und in Gang setzen, bilden die Elemente, die aus dem
Mittelmeergebiet einen Raum machen, in dem sich Politik, Wirtschaft,
Geschichte, Literatur und Sehnsüchte mischen.



Von kolonialer Geschichte und späteren Prozessen der Entkolonialisierung
gekennzeichnet, hat der Mittelmeerraum noch heute mit politischen und
territorialen Konflikten und mit dem fortschreitenden Niedergang
diktatorischer Regime zu kämpfen, wodurch nun die Gegensätze aufbrechen,
die bisher unter prekärem Gleichgewicht verborgen geblieben waren. Ein
Gebiet, das sich als Brücke zwischen den Völkern darstellt, andererseits
auch ein Kreuzungsbereich von Bevölkerungen, die sich auf der Flucht
befinden, weil sie die Ungleichheit wirtschaftlicher Entwicklung dazu
treibt.



In seinem Essay *Routes* führt der Anthropologe James Clifford den Begriff
der „travelling cultures” (Kulturen auf Reisen) ein. Damit ist gemeint,
dass die modernen Kulturen nicht mehr als statisch und an einen bestimmte
Ort gebunden interpretiert werden sollten, sondern in einer neuen
Perspektive, die eng mit der Auffassung von Reise verbunden ist. Bewegung
also, Mobilität, die als Abreise aus dem Heimatland und Rückkehr dahin
aufzufassen ist, auf der Fahrt zu einem aufgrund verschiedener Notlagen
oder Bedürfnisse nicht näher bestimmten Anderswo. Der Aspekt der Reise in
der Bedeutung, die ihm Calvino verleiht, als Reise der Erkenntnis auf der
Basis des Begriffs vom Anderswo – man vergleiche dazu den Dialog zwischen
Marco Polo und Kublai Khan in den *Unsichtbaren Städten* – wird zur
Metapher sowohl für die Suche nach der individuellen und zugleich
kollektiven Identität, die die Subjekte in Bewegung betrifft, als auch für
die Suche nach Identifikation als Prozess der Wiederaneignung des Selbst.
Transnationalismus, Dezentralisierung, Migration und Hybridisierung sind
Phänomene, die die Kultur dieser Länder und ihre Beziehungen zueinander
unumkehrbar verändern. Die Mobilität scheint die Betonung gleichzeitig auf
zwei weitere Dynamiken zu legen: auf einen Prozess der Zerstörung und
darauf folgenden Rekonstruktion des Seins und auf einen Dauerzustand der
Instabilität, einen Zustand des Transits, der seinen Ausdruck in den
Lebensbedingungen der Unbeständigkeit findet.

* *

*State of Transit** *präsentiert fünf Künstler und Künstlerinnen, die
ausgehend von dem Zustand der Durchreise, der seit jeher das betreffende
Gebiet charakterisiert, dem Mittelmeerraum und seiner Mobilitätsdynamik
einen Teil ihrer Recherche gewidmet haben. Die in der Ausstellung gezeigten
Arbeiten erzählen persönliche Geschichten, die auch kollektive
Lebensbedingungen widerspiegeln und mit Auswanderungen aufgrund
verschiedener Ereignisse oder Notsituationen verbunden sind. *State of
transit* legt den Schwerpunkt auf den Versuch der Künstler, die „Präsenz”
dieser Geschichten von Überfahrt und dauerndem Neuanfang einzufangen. Es
sind ausgelöschte oder oft vergessene Geschichten wie die von Ali Akilah im
Film von Mario Rizzi oder solche, die gerade deshalb anonym bleiben, weil
sie sich unter dem Blitzlicht der Massenmedien abspielen wie die im
Zeichentrickfilm der /barbaragurrieri/group. Es sind Geschichten aus dem
Alltag, die aufgrund simpler Klischees fast banal erscheinen, wie im
Videofilm von Esra Ersen, oder solche, die von Orten berichten, aus denen
man normalerweise abfährt oder an denen man sich zum Bleiben entschließt,
wie in den Aufnahmen von Zineb Sedira, oder Durchzugsorte wie in den
„gestohlenen” Bildern von Taysir Batniji. Der Umzug des Einzelnen innerhalb
von komplexeren Dynamiken, die oft über ihn hinaus in den Bereich der
Geopolitik, der Wirtschaft und der großen sozialen Umwälzungen reichen,
wird anhand dieser Medien, der Fotografie und des Videofilms dargestellt,
die inzwischen zu Protagonisten der globalen Live-Übertragung der
Ereignisse geworden sind. Obwohl die gezeigten Arbeiten vor einigen Jahren
entstanden, bleibt die Aktualität erhalten - weniger die einzelner
Tatsachen als die des Transit-Zustands und die Präsenz einer im Bild
festgehaltenen Zeit.

* *

*KünstlerInneninfo:*



*/barbaragurrieri/group *

*11AL9T20*, 2009* *

Video Animation, DV PAL, Farbe, Ton, 3’40’’

* *

*11AL9T20* untersucht anhand der Animation die erlebte Wirklichkeit an den
Küsten Süditaliens, an denen fast täglich auf behelfsmäßigen Booten
Menschen landen, die ein neues Leben in einem anderen Land versuchen
wollen. Das Zeichentrick-Video erzählt von den Schwierigkeiten während der
Reise, stellt die Hilfsbereitschaft der ersten Rettungsmaßnahmen der darauf
folgenden „Aussetzung” der nötigen juridischen und moralischen Lösungen
gegenüber und enthüllt die wichtige Rolle der Information, durch deren
spektakuläre Berichterstattung die Wahrnehmung der Nachricht auf Kosten
einer kritischen Beurteilung geht. Die Haltung und gleichzeitig die
Situation des Bootes, das sich in der Schwebe befindet oder auf einer
Meeresoberfläche daherschwimmt, die eher einer Art Treppe ähnelt, verweisen
auf die Universalisierung des Transit-Zustands. Die Zeichnung ermöglicht
/barbaragurrieri/group, einen Prozess der Abstraktion und Universalisierung
in Gang zu setzen, der gerade anhand der Subtraktion, durch die das
gezeigte Bild beinahe schon „entleert“ erscheint, zum charakteristischen
Element ihrer Recherche wird.



*Taysir Batniji *

*Transit*, 2004* *

Farbvideo ohne Ton, 6’18”



2003 entschloss sich Taysir Batniji, heimlich die Reisen von Kairo zur
Grenze bei Rafah im Gaza-Streifen zu dokumentieren, die die Isrealis 2006
geschlossen hatten und 2011 wieder geöffnet haben. Ausgehend von diesen
Aufnahmen entstand 2004 *Transit*: eine Sequenz von Fotos, die als Diashow
montiert sind und deren Klangdimension nur vom regelmäßigen Bildwechsel in
langsamer Reihenfolge gegeben ist. *Transit* behandelt die schwierige
Mobilität der Palästinenser in der Stadt Rafah, die sich durch den Beginn
der zweiten Intifada noch weiter erschwert hat. Viele Männer, Frauen und
Kinder warten darauf, dass sie diesen Ort verlassen oder aber dahin
zurückkehren können, weil das israelische Heer nur eine beschränkte Zahl
von Übergängen erlaubt. Der Künstler nimmt einen Gesichtspunkt mitten unter
ihnen ein. Als Reisender unter Reisenden löscht er den Abstand zwischen den
aufgenommenen Sujets und der nicht sichtbaren Kamera aus und präsentiert
diese kaum bekannte Realität dadurch anders, als sie in einem
Dokumentarfilm erscheinen würde. Die Aufnahmen sind nicht exakt eingestellt
und ihre Abfolge ist verlangsamt, um den Zustand des Wartens in den
Vordergrund zu rücken. Die Film- und Fotoarbeit an diesem Ort versucht also
eine Gegeninformation und ist als Handlung in einer Situation aufzufassen,
in der das Warten die einzige Tätigkeit zu sein scheint.



*Esra Ersen *

*Hello! **Where Is It?*, 2000* *

DVD PAL, Mini DV, 7’50”



Das Video *Hello! Where is it?* Beschäftigt sich mit dem Grundstereotyp,
wie der Okzident den Orient sieht. In dem Video sind drei banale Gespräche
zu verfolgen, die in Istanbul während der Überfahrt auf der Brücke über den
Bosporus in drei Autos stattfinden. Ein Paar diskutiert darüber, wie es das
x-te gemeinsame Wochenende verbringen wird; ein Mann spricht mit seinem
Beifahrer über seine beruflichen Ängste, und zwei Freunde witzeln über das
Erdbeben von 1999. Während der Überfahrt fixiert die Kamera gegen Ende des
Films wie in zufällig von den Gesprächen abgelenkten Schwenks die beiden
Hinweisschilder, auf denen „Welcome to Europe” und „Welcome to Asia” steht.
Diese beiden Aufschriften verewigen also die rhetorische Formel von den
kulturellen Eigenheiten und dem Klischee, nach dem Istanbul und die Türkei
als Brücke zwischen den Kulturräumen, zwischen Orient und Okzident, gelten.
Die tägliche Fahrt der Pendler über die Brücke bildet demnach einen
deutlichen Gegensatz zur kulturellen Spaltung der beiden Territorien, die
die Künstlerin zum Hintergrund dieser urbanen Überquerung erkoren hat.

* *

*Mario Rizzi *

*impermanent*, 2007

DigiBeta PAL, Farbe, Stereo, 15’08’’



Ali Akilah ist ein palästinensischer Arzt von 96 Jahren. Er lebt in Amman,
ist aber in Lifta geboren, einem palästinensischen Dorf, *dessen* Gebiet
heute zu Jerusalem gehört. Der Kurzfilm *impermanent* ist 2006 im Rahmen
eines größeren, in Palästina, Israel und Jordanien gedrehten Kunstprojekts
realisiert worden. Die Videoinstallation *neighbours* von 2006 und Alis
nostalgische Erzählung entstanden als Überlegung zum von Giorgio Agamben
geprägten Begriff des „Ausnahmezustands”, der die Aufhebung der juridischen
Ordnung als normales Regierungsparadigma ansieht, das zunehmend die Politik
der modernen Staaten bestimmt. Im Film wird die Aufmerksamkeit auf Alis
persönliche Geschichte und seine Jugenderinnerungen gelenkt, auf seine
Studentenzeit und seine Liebschaften. Sein Blick scheint auf einen idealen
Bildschirm gerichtet, auf dem die Bilder seines eigenen Lebensfilms
ablaufen. Die mühevolle Erinnerung wird zum Schmerz, wenn er die Tage von
Lifta beschwört und das Elternhaus, aus dem er 1948 geflohen ist. Dabei
treten der Zustand der Unbeständigkeit seines Lebens und das unsichere
Gefühl einer Zugehörigkeit deutlich zutage, die die universelle Dimension
des Flüchtlings widerspiegeln, den Zustand dessen, der sich immer im
Dazwischen befindet.



*Zineb Sedira *

*Transitional Landscape*, 2006* *

Diptychon, C-print, Je 154 x 50 cm

Mit Genehmigung des Künstlers und der Kamel Mennour Galerie (Paris)

* *

*Transitional Landscape* ist ein Diptychon, das Zineb Sedira 2006 während
der Arbeit an ihrem Video *Saphir *realisierte. Die Fotografie geht nämlich
fast immer ihren Videofilmen voraus oder läuft damit parallel und stellt,
wie die Künstlerin selbst bekennt, ein Standbild dar, ein subjektives
Verweilen vor etwas, das uns anspricht, vor einem Detail, das stehen
bleibt, während die Dinge vorbei gleiten. Von einem algerischen Strand aus
aufgenommen, von dem aus junge Leute gewöhnlich das Meer und das
beobachten, was es mit sich bringt, scheint in diesen Fotos alles im Raum
zu schweben, und das unendliche Meer wird zum Bildschirm, auf dem sich
Hoffnungen, Erwartungen und mitunter ein Gefühl von Heimweh abzeichnen. Die
Bilder sind für die Künstlerin eine Art Dokumentation dieses Ortes und
davon, wie dieser Ort von den Menschen, die ihn bewohnen oder sich dazu
entschließen, ihn zu verlassen, erlebt wird; die Beziehung, die sich
zwischen Mensch und Landschaft herstellt. Es gibt keinen spezifisch
biografischen Bezug; der Mann, der uns den Rücken zuwendet, wird eher zu
einer Präsenz, die zum Nachdenken über das ewige Dilemma des Reisenden
anregt: Dableiben oder Wegfahren, Stillstand oder Übergang,
Zugehörigkeitsgefühl oder Flucht davor.





*Unterstützt von*


BM:UKK

Stadt Wien - Kulturabteilung MA 7

Italienischen Kulturinstitut, Wien / Istituto Italiano di Cultura, Vienna



*Mit freundlicher Teilunterstützung von*



ALITALIA

* *

*Über uns:*

**Geöffnet Freitag, Samstag 13.00 - 18.30 Uhr und an den übrigen
Wochentagen nur nach Vereinbarung. Freier Eintritt

*Open Systems*

Zentrum für Kunstprojekte

Lassingleithnerplatz 2

A - 1020 Wien

Österreich



(+43) 699 115 286 32



Für mehr Information: office at openspace-zkp.org



http://www.openspace-zkp.org



*Open Systems *- Zentrum für Kunstprojekte will einen Ort grundlegender,
zeitgenössischer Kunstpraxis schaffen, der sich als Beitrag zu einer
neuartigen und ständig weiterentwickelten Modellstrategie für
grenzüberschreitende, interregionale Projekte begreift.


-- 
Moldova Young Artists Association "Oberliht"
http://oberliht.com
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https://lists.idash.org/cgi-bin/mailman/listinfo/oberlist
portal informational pentru arta si cultura din Moldova
information gateway for arts and culture from Moldova
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