Soziales

Soziale Arbeit Sprachkurse

Soziale Arbeit

Welches sind die häufigsten Probleme, mit denen die Gemeindemitglieder konfrontiert sind und zu denen sie Hilfe suchen?

Die meiste Hilfe wird beim Umgang mit den bürokratischen Herausforderungen benötigt, d.h. beim Ausfüllen von Formularen, Anträgen für ALG II und ähnliches. Darüber hinaus findet Begleitung bei Behördengängen, Arztbesuchen und Besuche bei Krankenhausaufenthalten statt. Hinzu kommen Fragen des täglichen Lebens, zu Schulproblemen, zu Versicherungen, Verträgen, Rente, usw. bei denen Hilfestellung gegeben bzw. an kompetente Stellen vermittelt wird.

Was sind die die größten Schwierigkeiten, denen die Gemeindemitglieder begegnen?

Die größte Schwierigkeit besteht sicherlich in der Sprachbarriere. Ob im Umgang mit den Behörden oder bei der Arbeitssuche. Die Deutschkenntnisse sind das schwerwiegendste Handicap. Allerdings ist auch festzustellen, dass auf Seiten der Administration keine ausreichende Flexibilität vorhanden ist. Es gibt mittlerweile zahlreiche russischsprachige Einwanderer, nicht nur die jüdischen Glaubens – Informationsmöglichkeiten auf Russisch gibt es in der Regel allerdings nicht.
Die meisten Gemeindemitglieder sind auf ALG II angewiesen. Wir unterstützen die Menschen bei der Suche nach Beschäftigung, beim Schreiben von Bewerbungen. Dabei gilt das Prinzip Hilfe zur Selbsthilfe, wir nehmen niemandem die Arbeit ab.

Wie ist denn die Motivation der Hilfesuchenden, selbst etwas für sich zu tun?

In den meisten Fällen sind die Menschen wirklich bemüht, etwas zur Lösung ihrer Probleme zu tun. Oftmals helfen wir bei der Orientierung, unterstützen bei der Informationssuche. Insbesondere die jungen Gemeindemitglieder unterstützen wir bei der Berufssuche. Es gab auch schon Praktikanten, die im Rahmen eines Schulpraktikums oder über den Ausbildungsring in der Gemeinde waren und so einen Einblick in unsere Arbeit bekamen.

Auf welcher Basis findet denn die soziale Arbeit in der Jüdischen Gemeinde statt?

Die Frauen, welche die soziale Arbeit leisten sind auf ABM-Basis beschäftigt, d.h. über 6 Monate. Aus fachlicher Sicht ist das natürlich ungünstig, da diese Zeit gerade ausreicht, um sich einzuarbeiten, die spezifischen Problemstellungen kennen zu lernen und das Vertrauen der Menschen zu gewinnen. Von Vorteil ist, dass das Team aufgrund seiner Zusammensetzung zweisprachig, also auf russisch und auf deutsch agieren kann.

Woran wird, jenseits der alltäglichen Problemstellungen noch gearbeitet?

Es werden Ausflüge organisiert oder Auftritte für den Chor der Gemeinde initiiert. Netzwerkarbeit, also der Kontakt zu anderen Trägern der Sozialen Arbeit, spielt natürlich auch eine Rolle, nicht zu Vergessen das Fund Raising – die Gemeinde lebt ja, neben den Fördermitteln und den Mitgliedsbeiträgen auch von Spendengeldern.

Für das Jahr 2006 ist ein Projekt „Sozialraumorientiertes interkulturelles Lernen“ für junge Menschen geplant. Damit soll der kulturelle Austausch gestärkt und ein weiterer Beitrag zur Integration geleistet werden.


Sprachkurse

Die Jüdische Gemeinde Cottbus bietet mehrere Kurse zu verschiedenen Sprachen an:
Deutsch, Hebräisch, Englisch und Französisch.

Hebräisch, als die Sprache der überlieferten Schriften des Judentums ist von Bedeutung für das Erlernen der religiösen Vorschriften und Gebete. Da in der ehemaligen Sowjetunion die Ausübung des jüdischen Glaubens unterdrückt wurde, haben einige Gemeindemitglieder erst seit ihrer Einwanderung nach Deutschland die Möglichkeit Hebräisch zu lernen.

Mit den Deutschkursen will die Gemeinde zu einer Grundlage für die erfolgreiche Integration der Zuwanderer beitragen. Bis zur Einführung des Zuwanderungsgesetzes hatten die überwiegend älteren Mitglieder der Gemeinde keinen Anspruch auf einen Deutschkurs. Dies wurde durch das Engagement der Jüdischen Gemeinde ausgeglichen.

Es werden zwei regelmäßig stattfindende Kurse angeboten:

Ein Kurs findet jede Woche Dienstag und Freitag statt (jeweils zwei Stunden). Er wird von Herrn Solomonik betreut, der Fremdsprachenlehrer für Deutsch und Französisch ist. Es handelt sich um einen Aufbaukurs, der gegenwärtig von zehn Frauen im Alter von etwa vierzig bis fünfzig Jahren besucht wird.

Im ersten Teil jeder Doppelstunde wird über verschiedene Themen gesprochen, um Spontandialoge zu üben. Dies soll ist besonders für die Kommunikation im Alltag wichtig. Auf den Einsatz technischer Hilfsmittel wird daher weitgehend verzichtet.

Im zweiten Teil werden Grammatikkenntnisse vertieft. Dabei ist es von Vorteil, dass der Kurs zweisprachig abläuft und die sprachtheoretische Vermittlung auf Russisch abläuft.

Der zweite Kurs wird seit Februar 2005 durch Frau Miethke, von Beruf Russischlehrerin, ehrenamtlich betreut und findet wöchentlich Mittwoch und Donnertag statt. Die Teilnehmer lernen seit 3-4 Jahren deutsch. Der Kurs umfasst 16 Menschen im höheren Alter. Auch hier sind die Frauen, unter ihnen viele Akademikerinnen mit ausgeprägtem kulturellem und geschichtlichem Interesse deutlich in der Mehrzahl.

Hier kann in entspannter Atmosphäre, ohne Zeitdruck und ohne Lehrplan der einzuhalten wäre, gelernt werden. Auch in diesem Kurs stehen das Üben im Dialog und die Arbeit mit zahlreichen Beispielen im Vordergrund.

Eine Schwierigkeit beim Erlernen der deutschen Sprache liegt in der Beschäftigungssituation. Die meisten der Gemeindemitglieder sind aufgrund der Arbeitsmarktsituation und ihres Alters arbeitslos. Durch fehlende Sozialkontakte, die durch eine Arbeitsstelle entstehen könnten, mangelt es an Sprachpraxis. Die Privatkontakte sind unterschiedlich ausgeprägt. In einigen Fällen gibt es sehr herzliche Beziehungen mit Nachbarn, häufig beschränken sich die Kontakte aber auf das Grüssen, wenn man sich im Hausflur begegnet.