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ak asyl goettingen
newsletter.akasylgoe at emdash.org
Fre Apr 28 14:44:54 CEST 2006
>"Ich möchte sie nicht noch einmal in Izmir besuchen müssen."
Die Türkei-Beauftragte des IPPNW - Gisela Penteker - hat Gazale Salame
nach ihrer Abschiebung zum zweiten Mal in der Türkei besucht. Auch der
zweite Bericht über die Situation der jungen Mutter ist ein Zeugnis der
brutalen Abschiebepolitik in Niedersachsen. Gazale ist im Februar 2005
nach 17-jährigem Aufenthalt in Deutschland gemeinsam mit dem damals
einjährigen Kind abgeschoben worden, als ihr Mann gerade die beiden
ältesten Kinder in die Schule brachte. Sie war zu diesem Zeitpunkt
schwanger. Mittlerweile ist das vierte Kind geboren. Gazale lebt also seit
mehr als einem Jahr mit inzwischen zwei Kindern in Izmir, während ihr Mann
Ahmed Siala gemeinsam mit den beiden ältesten Kindern hier um ein
Bleiberecht kämpft. Ahmeds Verfahren wird im Juni stattfinden. Wir fordern
die Rückkehr von Gazale Salame und ihren Kindern zu ihrem Mann und den
anderen Kindern nach Deutschland!
Der Bericht ist weiter unten dokumentiert und findet sich ebenfalls bei:
www.abschiebemaschinerie-stoppen.de
***Zur Unterstuetzung Gazales und um ihrer Rückkehr zu ermöglichen, sind
wir dringend auf Spenden angewiesen. Deshalb möchten wir unseren
Spendenaufruf erneuern:
Aufgrund der akut schlechten Situation nach der Abschiebung haben
UnterstuetzerInnen, die in die Tuerkei gereist sind, ein Konto fuer
direkte Spenden an Gazale eingerichtet (Wohnung, Medikamente, die
Entbindung). Gleichzeitig benoetigen wir Unterstuetzung, um die
anwaltliche und politische Unterstuetzung zu finanzieren. Daher nun zwei
Spendenkonten:
**Direkte Spenden an Gazale in der Tuerkei:
Kalle Kunkel, Postbank Hannover
KTO: 437 049 300; BLZ: 250 100 30
Stichwort: Gazale
**Spenden fuer die rechtliche und politische Unterstuetzung:
Arbeitskreis Asyl Goettingen
Sparkasse Goettingen
Kto.: 10 77 502
BLZ 260 500 01
Stichwort: Spende
Die Spenden an den Ak Asyl sich steuerlich absetzbar. Gebt dafuer Namen
und Anschrift auf der Ueberweisung an.
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>Northeim: Sami Meri
Eigentlich sollte die Petiton von Sami Meri aus Northeim schon im Februar
2006 entschieden werden - zuletzt ist sie aus unbekannten Gründen von der
Tagesordnung des Petitionsausschusses genommen worden.
Der nächste mögliche Entscheidungstermin ist der 4. Mai - am gleichen Tag
beginnt in Garmisch-Patenkirchen die Innenministerkonferenz, die sich
beharrlich gegen eine Bleiberechtsregelung sperrt und mit zunehmendem
Protest konfrontiert ist. Neben den Aktionen am vergangenen Wochenende,
sind für die nächste Woche Veranstaltungen und Demonstrationen in Bayern
geplant. Näheres dazu: www.papiere-fuer-alle.org
Sonderseite für Sami Meri:
http://www.abschiebemaschinerie-stoppen.de/libasoli/sami-meri.htm
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>Veranstaltung in Hildesheim
Morgen findet in Hildesheim eine Veranstaltung statt zu den Vorschlägen um
eine Härtefallkomission und der aktuellen Situation von Gazale Salame in
Türkei. Näheres: http://www.abschiebemaschinerie-stoppen.de/aktuell/
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>Dr. med. Gisela Penteker, IPPNW, Türkeibeauftragte des Vorstands
>2. Besuch bei Gazale Salame in Izmir am 23.3.06
Ich habe Frau Salame am 23.3.zum zweiten Mal in Izmir besucht.
Als ich mich telefonisch anmelde, ist sie wieder gerade im Krankenhaus.
Wir verabreden uns für den frühen Nachmittag. Mit einem Fährschiff fahre
ich aus dem modernen, schönen Izmir nach Norden über die Bucht zum
Anleger Karsiyaka, dann mit dem Taxi auf den Hügel nach Gümüspala. In der
steilen Strasse 7053 finde ich die Hausnummer 9 nicht gleich. Eine junge
Frau, die ein paar Brocken Deutsch kann, bittet mich herein. Sie sagt,
Frau Salame sei nicht zu Hause, sie sei einkaufen gegangen. Sie fragt
mich aus, fragt, warum ihr Mann Frau Salame nicht zurück hole, möchte
gerne, dass ich ihre Mutter mit nach Deutschland nehme. Endlich bringen
sie mich zu Frau Salame. Sie hat inzwischen eine kleine Wohnung für sich
und die Kinder in einem rosafarbenen Häuschen mit morschen Dachbalken und
Schimmel in den Wänden. In der Stube steht ein Ofen, ein Sofa und ein
Sitzkissen auf dem Teppich. Der Kinderwagen ist zu klein für Söhnchen
Gazi. Auch aus der Wippe ist er schon gefallen.
Beide Kinder sehen gut aus, sie hat sie für mich herausgeputzt. Frau
Salame ist sehr verzweifelt. Sie kann das Leben alleine mit den Kindern
nicht ertragen, kann keine Nacht schlafen. Immer wieder wird nachts an
ihr Fenster geklopft. Sie traut sich kaum auf die Strasse. Als Frau
allein kann man hier nicht leben. Im Winter wollte sie Holz und Kohle für
den Ofen kaufen, immer in kleinen Säcken. Wenn nicht ein männlicher
Nachbar mit ging, verkaufte ihr der Händler nichts. Sie hat keine
Verwandten hier, bekommt keine finanzielle Unterstützung. Miete, Strom,
Wasser, Windeln, alles zahlt sie mit dem Geld, das sie von ihrem Mann und
einer Unterstützerin aus Deutschland bekommt. Es gibt keine Möglichkeit
für sie, hier Geld zu verdienen. Frauen in vergleichbar aussichtsloser
Situation müssen sich prostituieren, um ihre Kinder zu ernähren. Jemand
hat ihr geholfen, eine Yesil Kart, die Krankenversichertenkarte für
Bedürftige, zu bekommen. Seit der Gesundheitsreform geht das jetzt
leichter. Die Karten für die Kinder sind beantragt aber noch nicht
gekommen. Heute war Frau Salame zum erstenmal seit der Entbindung in der
gynäkologischen Ambulanz des Regierungskrankenhauses. Sie ist noch ganz
geschockt. 20 Frauen waren vor ihr. Als sie dran kam, sollte sie sich auf
den blutigen und verdreckten Untersuchungsstuhl setzen. Sie bat den Arzt,
den Stuhl abzuwischen. Er schnauzte sie an, dass er schon selbst wisse,
was er zu tun hätte.
Dann sagte er, dass sie eine Verletzung hätte und weiter untersucht
werden müsse. Das könne sie aber nicht im Krankenhaus und auch nicht auf
ihre Yesil Kart. Sie müsse sich ein Labor suchen und ihr Blut untersuchen
und einen Ultraschall machen lassen.
Ich habe ein Paket von ihrem Mann mitgebracht. Sie weint, als sie die
Fotos ihrer beiden großen Töchter sieht. Mit ihrer kleinen Tochter Schams
spricht sie türkisch, damit die sich in der Nachbarschaft verständigen
kann.
Die Fotos, die ich bei meinem ersten Besuch von ihr gemacht hätte, seien
furchtbar gewesen. Diesmal solle ihr Mann sie nicht so elend sehen. Sie
holt eine Plastiktüte mit Schminkutensilien, die sie hier noch nie
benutzt hat. Geschickt schminkt sie sich, die schwarzen Ränder unter den
Augen verschwinden. Sie setzt ihr schönstes Tuch auf. Ich fotografiere
sie und die Kinder. Nein, das andere Tuch ist doch besser. Schön will sie
sein für ihren Mann und die Töchter in Deutschland.
Wie lange noch müssen sie die Trennung aushalten?
"Du mußt alles tun, hörst Du. Versprich mir das bitte. Ich halte das
nicht mehr aus".
Sie hat einen kleinen Wunschzettel für mich. Hoffentlich kommt die Post
an. Manchmal sind die Briefe geöffnet und zerrissen.
Wenn ich weg bin, werden die Nachbarn wieder über sie herfallen, wie beim
letzten mal.
Ich möchte sie nicht noch einmal in Izmir besuchen müssen.
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